Nachkriegszeit in Velmeden 1945-1949

ein Referat von Anna-Lena-Dilling und Sascha Oetzel im Frühjahr 2004 an der Valentin-Traudt-Schule von Großalmerode.

Die Jahre 1945-1950        mit freundlicher Unterstützung von Frau Waltraud Engelmohr

Der Krieg war vorbei. Aber wie sah das Land aus. Kassel war zu 80% in Schutt und Asche. Die kleineren Städte waren glimpflicher davon gekommen. Die amerikanischen und englischen Besatzungstruppen machten sich in den besten Wohnungen breit. Dann kamen die Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Osten noch dazu. Der Gemeinderat ging von Haus zu Haus und schrieb jeden Raum auf, der noch irgendwie entbehrlich war. Beim nächsten Flüchtlingstransport bekam dann jeder seine Flüchtlingsfamilie zugeteilt. Auf diese Weise bekam man die Menschen alle mehr oder weniger gut unter. Die größte Last lag auf den Frauen. Die Männer waren entweder in Gefangenschaft oder gefallen und die Frauen mussten sehen, dass sie ihre Familien durchbrachten. In den Städten gab es die Trümmerfrauen. Die standen den ganzen Tag vor den Schuttbergen klopften Steine sauber und Stapelten sie zur weiteren Verwendung. Den Menschen fielen die seltsamsten Arbeiten ein. Der eine betrieb eine Bratfischbude. Pommes gab es  noch nicht. Ein anderer fertigte aus Stahlhelmen Kochtöpfe an. Ein paar Frauen taten sich zusammen, kramten alte Hakenkreuzfahnen heraus und nähten Kleider und Röcke. Jeder 3. lief mit einem knallroten Rock herum. Änderungsschneiderei war ganz groß im Kommen. Die Bauern mussten noch brav hinter ihren Pferden herlaufen. Trecker gab es erst viel später. Verlor ein Pferd ein paar Pferdeäpfel auf der Straße, war sofort eine Flüchtlingsfrau oder –kind da und kehrte sie auf und buddelte sie in ihr kleines Stück Gemüseland ein, das sie von der Gemeinde zugewiesen bekommen hatte. Der Schwarzmarkt blühte. Es gab alles zu tauschen gegen Zigaretten. Jede Person bekam eine Lebensmittelkarte. Da waren kleine Abschnitte drauf für alles was man kaufen wollte. Für 100g Fleisch 1 Abschnitt oder für 250g Brot 1 Abschnitt. Kleinkinder hatten auf ihrer Karte Milchabschnitte. Wer Nichtraucher war, konnte sich glücklich schätzen. Ein paar Schuhe gegen 5 Schachteln Zigaretten. Man durfte sich bloß nicht von der Militärpolizei erwischen lassen. Dann waren die Zigaretten weg. Das war die Zigarettenwährung. Nach der Getreide und Kartoffelernte kamen ganze Scharen von Kasselanern und Flüchtlingen und putzten die Felder sauber. Auf den abgeernteten Getreidefeldern wurden Ähren gelesen. Das gleiche auf den Kartoffelfeldern. Auch das kleinste Kartöffelchen wurde aufgelesen. Manche Bauern ließen extra viele Kartoffeln liegen, aber nicht alle. Im Wald gabs Heidelbeeren und Bucheckern gratis. Bucheckern wurden in der Ölmühle gegen Öl eingetauscht. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, aus wie viel einfachen Zutaten man die besten Sachen machen konnte. Es drehte sich alles ums Essen, ums Überleben.

Am 14.April 1945 wurde durch eine mysteriöse Geschichte das Bahnhofsgebäude in Velmeden zerstört. Es brannte auf bis heute ungeklärte Weise bis auf die Grundmauern ab.

Kurz darauf am 1.Mai wurde Bürgermeister Georg Krück abgesetzt. Als Nachfolger wurde Karl Mengel eingesetzt, der bis 1969 im Amt war.

Mit Wirkung vom 28.April 1945 wurde im Kreis Witzenhausen grundsätzlich eine Ausgehzeit zwischen 6.00 Uhr morgens und 20.00 Uhr abends bewilligt; ab 21.Juni 1945 verlängerte sich dieser Zeitraum geringfügig, nämlich von morgens 5.00 Uhr bis abends 21.30 Uhr. Die Verfügung hatte folgenden Wortlaut und musste von den Haushaltsvorständen mit Unterschrift zur Kenntnis genommen werden, wodurch diese für alle zum Haushalt gehörenden Personen die volle Verantwortung übernahmen. Ausnahmeregelungen waren lediglich für Landwirte vorgesehen (Verlängerung bis zum Eintritt der Dunkelheit) sowie für Personen, die aus beruflichen Gründen die Festsetzung der Sperrstunde nicht einhalten konnten.

Um das Ausgehverbot einzuhalten, wurde jeden Abend eine Viertelstunde vor dem Beginn der Ausgangssperre ein dreimaliges kurzes Warnsignal durch z.B. örtliche Sirenen gegeben.

Ich zitiere die Bekanntmachung der Ausgangsbeschränkung. (Chronik, S.270)

Die Nahrungsmittelversorgung war in den Jahren nach dem Krieg sehr angespannt. Deswegen wurde Wilddieberei nach wie vor mit strengen Strafen bestraft. Neben der allgemeinen Versorgungslage traten Probleme mit der Trinkwasserversorgung in Erscheinung. In einem sogenannten ,Monatlichen Arbeitsbericht’ (hier: für November 1945) wurde von Bürgermeister Mengel die Trinkwasserversorgung der Gemeinde als „katastrophal“ bezeichnet, denn „seit Monaten fehlt Trinkwasser, weil die vorhandene Quelle nicht ausreicht. Brunnen sind nicht in ausreichender Menge vorhanden. Bei Bränden kann die Feuerwehr nicht voll in Aktion treten. Es muss deshalb eine zweite Quelle gefasst werden. Antrag wurde am 15.06.1945 an das Landratsamt gestellt. Mittel sind aus Rücklagen reichlich vorhanden.“ Im Bericht für Januar 1946 wurde beklagt, dass noch immer keine Entscheidung über den Antrag zur Neufassung einer Quelle getroffen worden sei, so dass die Wasserversorgung ein Problem bleiben wird. Des weiteren wurde 1945 die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Karl Mengel musste jeden Monat Lageberichte an den Amtsbürgermeister Franke in Hess. Lichtenau senden. Der Lagebericht vom 17.10.1945:

 17.10.1945

a)      Allgemeines: Im Berichtsmonat sind wesentliche Veränderungen und Beobachtungen im Ort nicht zu verzeichnen. Der Ort ist nach wie vor mit etwa 140 Mann Besatzungstruppen belegt.

b)     Stimmung und Haltung der Bevölkerung auch gegenüber den Besatzungstruppen: Hier sind Einwendungen nicht zu machen, auch das Verhältnis zu den Besatzungstruppen ist gut.

c)     Ernährungslage: Die Ernährungslage ist zur Zeit erträglich. Es wird jedoch darüber Klage geführt, dass die Besatzungstruppen bei Fahrten ins Gelände vielfach nicht die Feldwege benutzen, sondern die neubestellten Saatfelder zerfahren, nachdem erst im Sommer durch die Munitionssprengungen einige Ackerstücke mit der gesamten Ernte an Kartoffeln, Roggen usw. restlos vernichtet wurden. 

d)     Wohnverhältnisse: Es wird auf den Bericht vom 16.9.1945 verwiesen. Zur Zeit kommen hier im Orte auf jeden Wohnraum 2 Personen. Eine Besserung der Verhältnisse kann erst erwartet werden, wenn die Besatzungstruppe auf ein angemessenes Maß verringert wird und die ausquartierten 16 Familien wieder in ihre Wohnungen gehen können. Zur Linderung der Wohnraumnot laufen zur Zeit einige Anträge auf Wohnraum-Bauten, die unbedingt genehmigt werden sollten.

e)     Verkehrsverhältnisse: besserungsbedürftig, vor allem ist Baumaterial für Straßen und Kanalisation erforderlich.

f)      Wirtschaftsleben und Wiederaufbau: Soweit die Bewohner nicht in der Landwirtschaft tätig sind, finden sie meist Beschäftigung in den Werken in Rommerode, Großalmerode, Hess. Lichtenau, Fürstenhagen und Kassel. Die kleineren ortsgebundenen Gewerbetreibenden (Baugeschäfte, Handwerker usw.) müssen indessen besser mit den benötigten Betriebsmaterialien und Baustoffen versorgt werden können.

g)     Ausländerfragen: Hier befinden sich nur noch 4 männliche und 4 weibliche Ausländer (Ukrainer), die sich aber sämtlich entschlossen haben, ihre bisherige Betätigung in der Landwirtschaft beizubehalten und vorläufig nicht zurückkehren wollen.

h)     Politische Angelegenheiten: Hier im Orte wurde in der vergangenen Woche wieder eine Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Partei gegründet, die im Laufe dieser Woche zur Genehmigung weitergemeldet wird. Vorstand der Ortsgruppe ist Jakob Hofsommer, Zahl der Mitglieder 12.

i)       Polizeiliche Fragen: nicht von Bedeutung zu melden.

Im Lagebericht vom 17.11.1945 schreibt Bürgermeister Mengel, dass die Besatzungstruppe größtenteils abgezogen ist, bis auf einige Abwicklungsorgane, die aber anscheinend in den nächsten Tagen abrücken. Wie bereits am 13.11.1945 schriftlich durch Kurier gemeldet, haben Angehörige der Besatzungstruppe in der Nacht vom 12. auf 13.11. im Orte größeren Schaden angerichtet, durch zerschlagen von Fensterscheiben, Zertrümmern von Fenstern und Türen, Hofumzäunungen usw. In den Tagen vorher wurden Zivilisten und durch den Ort fahrende fremde Personen in der Nacht bzw. schon in frühen Abendstunden überfallen, geschlagen und auch verletzt.

Velmeden war nach wie vor mit durchschnittlich 2,06 Personen pro Zimmer belegt. Die von den Besatzungstruppen benutzten Räume waren zum Wiederbezug durch die Hausbewohner noch nicht freigegeben. Für die Aufnahme von Ost-Flüchtlingen sind nochmals Hausbesichtigungen durch die örtlich eingesetzte Wohnkommission durchgeführt worden. Es wurde dabei schärfster Maßstab angelegt und laut Feststellung nach Abzug und Freigabe der von der Besatzungstruppe benutzten Räume werden sich im Orte Velmeden noch etwa 30-40 Personen – davon jedoch höchstens 3 geschlossene Familien mit Zimmer und Küche, unterbringen lassen.

Die Verkehrsverhältnisse waren nach wie vor besserungsbedürftig. (® Bilder)

Die arbeitsfähige Bevölkerung stand bis auf wenige Personen in Arbeit. Handel und Gewerbe sowie Wiederaufbau hätten stärker arbeiten können, wenn die benötigten Betriebs- und Baumaterialien sowie der Transport besser gefördert worden wäre. Zur Zeit befand sich nur noch eine Ukrainerin, die in der Landwirtschaft beschäftigt war und sich bei der Mil. Regierung in Witzenhausen laut Verfügung zum hier bleiben entschlossen hatte.

Velmeden wurde dauernd und regelmäßig von der Landjägerstation Laudenbach überwacht. Im Dezember 1945 war die Besatzungstruppe dann restlos abgezogen. Die arbeitsfähige Bevölkerung stand bis auf einzelne Personen in Arbeit. Die Baumaterialzuteilung war trotz wiederholter dringender Anforderungen nicht erfolgt. Es fand in der Gemeinde eine öffentliche Versammlung statt mit dem Thema ,Die kommenden Wahlen’.

Im Januar 1946 stand die Bevölkerung im Zeichen der kommenden Gemeindewahlen. Es hatte eine Versammlung mit reger Aussprache stattgefunden, die für viele recht interessant gewesen war, um zu hören, wie von 1933-1945 gewählt worden war, wenn nun wieder wie vor 1933 geheim gewählt werden sollte.

Da die Besatzungstruppe abgerückt war, wurden die beschlagnahmten Wohnungen offiziell wieder freigegeben, sodass die Bewohner wieder einziehen konnten. Die Fleischration für Selbstversorger wurde auf nur 500gr je Woche herabgesetzt, was die Freude der Erzeuger an der Schlachtviehhaltung allerdings stark beeinflusst hatte. Die Rationen wurden also wieder auf 700gr erhöht; dass ließ die Stimmung und Lust an der Schweinehaltung wieder etwas aufleben. Die Normalverbraucher fühlten sich natürlich benachteiligt, die mit 200gr je Woche recht unzufriedene Gesichter machten und ihrem Missmut öfters Ausdruck gaben.

Die Wohnverhältnisse waren weiterhin ungünstig und die Verkehrsverhältnisse mangelhaft. Seitdem die Bahnverbindung mit der Kreishauptstadt Witzenhausen so schlecht war, dass niemand die Bahn benutzen konnte, wenn er zu den Sprechtagen des Landratsamtes nach Witzenhausen musste, war dringend Abhilfe notwendig. Der Omnibusbesitzer Ludwig Fröhlich aus Hess. Lichtenau hatte die Erlaubnis, jeden Donnerstag eine Fahrt nach Witzenhausen zu machen. Auf diesen Tag drängte sich alles zusammen und belastete die Sprechstunden des Landratsamtes auf einen Tag. Es kam eben alles zusammen. Es wurde gefragt, ob es nicht möglich wäre, dass der Omnibus Fröhlich auch an den beiden anderen Sprechtagen Montag und Dienstag mit eingesetzt werden könnte, oder doch wenigstens Dienstag, damit eine Verteilung der Benutzer auf mehrere Tage erfolgt. Die Bevölkerung würde es begrüßen und wohl auch die Beamten des Landratsamtes würden nicht böse darüber sein.

Die arbeitsfähige Bevölkerung war im Einsatz. Handwerk und Wiederaufbau lagen jedoch fast vollständig lahm, wegen Materialmangel und Verkehrsschwierigkeiten. Die Verkehrsschwierigkeiten so schrieb Mengel werden sich im Laufe der Zeit gewiss verbessern, bei dem Materialmangel scheint aber der Mangel nicht allein bestimmend zu sein, sondern viel mehr die Organisation oder wie viel Stellen und wie oft Materialmeldungen für Instandsetzungsarbeiten in den Gemeinden usw. gefördert wurden und dass auf die Anforderungen nichts zur Verfügung gestellt wird, dann erscheint es doch zwecklos, diese Materialanforderungen zu machen. So würde wenigstens Arbeit und Papier gespart werden. Von der Gemeinde wurde entsprechend der geforderten Meldung für Instandsetzungsarbeiten bereits in den Sommermonaten u.a. 150 Sack Zement angefordert. Als dann kurz darauf bei der DAG Fürstenhagen der Zement zum Verkauf freigegeben wurde, hofften auch die Gemeinden auf eine Zuteilung. Der Zement wurde aber inzwischen von Röder in Hess. Lichtenau und Amthauer in Witzenhausen abgefahren und vielleicht auch noch von anderen Händlern. Die Verteilung sollte wohl von diesen Firmen nach der nachgewiesenen Dringlichkeiten erfolgen. Wer beurteilte bei diesen Händlern die Dringlichkeit? Bei der Firma Röder in Hess. Lichtenau hatte Mengel in 1945 bereits 65lfdm Zementrohre 30cm und 25lfdm Rohre 20cm angefordert, um Straßenverbesserungen durchzuführen. Röder hatte genug Rohre auf Lager. Bei Nachfrage waren sie jedoch immer beschlagnahmt. Das änderte sich auch nicht, als der Vorfall dem Amtsbürgermeister gemeldet wurde. Zur Zeit befanden sich noch 1 Ukrainerin und 1 Griechin im Ort, die in der Landwirtschaft beschäftigt waren. Für die kommenden Wahlen wurde ein Wahlvorschlag von der SPD eingereicht. Die Bevölkerung erwartete gespannt, was die kommenden Wahlen bringen würden. Velmeden wurde erfreulicherweise der Polizeistation Hess. Lichtenauunterstellt. Im Interesse der Sicherheit und schnellen Hilfe bei Überfällen wurde das von der Bevölkerung sehr begrüßt. Im Februar 1946 verschlechterten sich die Verkehrsverhältnisse noch mehr. Es war zwecklos noch ein Wort darüber zu verlieren, denn trotz aller Berichte wegen einiger Verbesserungen und in gesundheitlicher Hinsicht wurde überhaupt nichts gemacht. Ein jeder sah selbst zu, wie er über den Winter kam. Kennzeichnend für alles, war zum Beispiel die Zementfrage aus der DAG-Fürstenhagen, der nicht den Gemeinden zum Wiederaufbau, auch nicht im kleinstnotwendigen Maße überlassen wurde, sondern 2 großen Bau- bzw. Zementwarenfabriken, deren Waren im freien Handel nicht zu bekommen waren. Im Februar fanden auch die Gemeindewahlen statt. Die Wahlbeteiligung war sehr gut, sie betrug 99%.

Im März war eine Missstimmung seitens der Normalverbraucher gegenüber den Selbstverbrauchern festzustellen, wegen dem großen Unterschied der Fleischrationen. Die Wohnverhältnisse waren mangelhaft, und würden sich ganz wahrscheinlich bei der Unterbringung der Flüchtlinge noch bedeutend verschlechtern.

Die Verkehrsverhältnisse waren nach wie vor sehr mangelhaft und verschlechterten sich noch mehr.

Im April 1946 war die Stimmung und Haltung der Bevölkerung auf die kommenden Kreistagswahlen gerichtet.

Die Ernährung wurde durch die Kürzung der Brotrationen immer gespannter. Die Wohnungsfrage wurde immer bedrohlicher durch die Aufnahme der Ostflüchtlinge und noch zurückkehrenden Soldaten war der Ort überfüllt.

Die Verkehrsverhältnisse ließen nach wie vor viel zu wünschen übrig, denn der Zugverkehr nach Witzenhausen war so unsicher, dass man seine Angelegenheiten nie erledigen konnte.

Ohne dass die Materialfrage gelöst wird, konnte vom Wiederaufbau und Wirtschaftsleben überhaupt nicht geredet werden, denn man muss in erster Linie an die Beschaffung von Baumaterialien denken.

Im April waren auch die Kreistagswahlen angesetzt, hierzu fanden verschiedene Versammlungen statt. 1.  eine Versammlung der SPD, 2. eine Versammlung der CDU.

1946 fanden erstmals nach Ende des Krieges zwei Wahlen statt: im April eine Kreistagswahl, im Juni eine Landtagswahl. Die Ergebnisse aus Velmeder Sicht hierzu im Einzelnen:

Kreistagswahl vom 28.04.1946: (Wahlberechtigte 329; abgegebene Stimmen: 313, davon 30 ungültig; Wahlscheine: 3; Nichtwähler im Dorf: 13; Wahlbeteiligung: 95,1%) SPD: 232 Stimmen (= 74,1%); CDU: 33 Stimmen (= 10,5%); KPD: 13 Stimmen (= 4,2%); LDP: 5 Stimmen (= 1,6%)

Im Mai 1946 wurde die Ernährungslage im allgemeinen kritisiert, durch die Kürzung der Brotrationen in dieser Zeit, wo der Mensch dem Winter gegenüber eine ganz andere Arbeitsleistung vollbringen muss.

In den Wohnungsverhältnissen wurde Kritik geübt, und das mit Recht, es wäre wohl hier und da etwas Abhilfe geschaffen, wenn Baustoffe zur Verfügung gestellt worden wären.

Die Verkehrsverhältnisse wurden von Tag zu Tag trostloser. Ein Geschäftsgang nach Witzenhausen war kaum noch in einem Tag zu erledigen. Der Punkt Wirtschaftsleben und Wiederaufbau sollte am besten bis auf später zurückgestellt werden, da ja doch keine Baumaterialien zur Verfügung gestellt wurden. Es wurden den Leuten sogar Schwierigkeiten gemacht, die ihre Baumaterialien zur Verfügung stellten.

Im Mai befand sich nur noch eine Griechin in Velmeden, die in der Landwirtschaft beschäftigt war.

Nach den Kreistagswahlen die im Vormonat stattfanden, hatte sich das Bild der Partei nicht wesentlich geändert. Die Beteiligung an der Wahl war sehr gut.

Velmeden wurde laufend und regelmäßig von der Polizei besucht, und etwaige Vorkommnisse sofort abgestellt.

Im Juni wurde die Stimmung der Bevölkerung durch die scharfen Maßnahmen, die ergriffen werden mussten, um dem Frühlingsstrom Herr zu werden, immer einseitiger.

Durch die Kürzung der Brotrationen waren die Arbeiter kaum noch in der Lage ihre Arbeit zu verrichten, hier musste unbedingt Abhilfe geschafft werden.

Die Wohnungsfrage war ganz verheerend, und die Verkehrsverhältnisse wurden anstatt besser jeden Tag schlechter.

Im nächsten Wahlgang musste dann aufmerksam beobachtet werden, nach welcher Richtung hin sich die früheren NSDAP hinschlagen.

Für die Polizei musste ein offenes Auge behalten werden, dass nicht nicht alles was geritten oder gefahren kam eingestellt wurde.

Landtagswahl vom 30.06.1946: (Wahlberechtigte: 324; abgegebene Stimmen: 296, davon 39 ungültig; Wahlbeteiligung: 91,3%) SPD: 217 Stimmen (= 73,3%); CDU: 19 Stimmen (= 6,4%); LPD: 13 Stimmen (= 4,4%); KPD: 8 Stimmen (= 2,7%)

Im Juli waren außer dem Flüchtlingswesen keine wesentlichen Veränderungen eingetreten. Außer der Wildschweinplage, die sich von Tag zu Tag verschlimmert hat.

Durch die Kürzung der Brotrationen ließen sich von Tag zu Tag Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt bemerken, dass die Arbeit immer mehr nachließ.

An Zuteilung von Baustoffen dachte man von Seiten der Behörde überhaupt nicht mehr.

Im Allgemeinen wie bei den letzten Wahlen beobachtet wurde, war das Gleichgewicht erhalten geblieben. In der polizeilichen Angelegenheit ließ von Tag zu Tag mehr durchblicken, dass so lange die Ortsbehörden die Strafangelegenheiten entzogen bekamen, nahmen die Übertretungen der Gesetzte zum Schutz der Bevölkerung überraschend zu, so dass diese Plage der Felddiebsstätte bald der Wildschweinplage gleich kam.

1948 wurde der Rassegeflügelverein sowie die VdK-Ortsgruppe gegründet.

1949/50 wurde die Wasserleitung vom Meißner her im Hand- und Spanndienst gebaut.

  

Unsere Quellen waren, die Chronik von Velmeden, die es zur 1225-Jahrfeier gab, des weiteren hat uns Saschas Oma Informationen sowie die Fotos gegeben, die wir dann auf die Folie gedruckt haben.

 

Anna-Lena Dilling und Sascha Oetzel im Juni 2004.